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Wie gut ist die Qualität maschineller Übersetzung (MÜ)?


in | 12 Mai 2023


Keine Frage: Gerade im Sprachenpaar Deutsch – Englisch lassen sich mit MÜ Ergebnisse erzielen, die auf den ersten Blick sehr beeindruckend wirken. Die Erwartungen sind daher hoch: NMÜ (neuronale maschinelle Übersetzung) soll mehr Content in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten übersetzen und ein gutes Ergebnis liefern. Wie sieht es wirklich damit aus?

Warum MÜ-Output nicht unbesehen verwendet werden kann

Terminologie: die „Achillesferse der NMÜ“

Häufig müssen spezifische Bezeichnungen oder Fachtermini einheitlich übersetzt werden. Den MÜ Engines mangelt es allerdings am „Blick fürs Ganze“ und so kann es vorkommen, dass derselbe Fachbegriff von der Engine mit mehreren unterschiedlichen Varianten übersetzt wird.

Und selbst wenn 2-sprachige Glossare hinterlegt werden, kann das MÜ-System z. B. auch nicht entscheiden, wann welche Übersetzung passt. So können Sinnfehler entstehen:

„Vernetzung ist eines der Trendthemen der Automobilindustrie.“
Networking (nein!) Connectivity is a trend topic in the automotive industry.

Zwar ist es bei den meisten MÜ-Systemen mittlerweile möglich, ein Glossar oder Wörterbuch hinzuzufügen. Viele Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen oder Behörden müssen jedoch auf deutlich komplexere Terminologiedatenbanken zurückgreifen, in denen die Terminologie festgelegt und dokumentiert ist.

„Versteckte“ Fehler

Texte, die mit einem NMÜ-System übersetzt werden, sind meist flüssig lesbar und machen einen guten Eindruck. So wird leicht übersehen, welche Fehlerquellen es gibt, insbesondere die sogenannten Halluzinationen:

  • Wortdoppelungen
  • Ungewollte Auslassungen oder Hinzufügungen
  • Sinnverdrehungen
  • Falsche Bezüge
Mehrdeutigkeiten, Plausibilitätsannahmen, Metaphern

Ein MÜ-System denkt nicht nach und erkennt nicht immer die logischen Zusammenhänge im Kontext.

„Die Informationen zur Nutzung umreißen nur die Modalitäten des Zugangs für die verschiedenen Nutzergruppen, die später in Einzelverträgen konkretisiert werden.“

Worauf bezieht sich der Relativsatz? Was wird später konkretisiert – die Modalitäten oder die Nutzergruppen? Humanübersetzer denken hier nach: „Welche Formulierung ergibt im Kontext Sinn?“ „Brauche ich mehr Informationen, um richtig übersetzen zu können?“

Einer MÜ Engine fällt es übrigens auch nicht auf, wenn der Originaltext inhaltliche Fehler enthält wie z. B. falsche Jahreszahlen oder Widersprüche.

Beratung durch professionelle Übersetzer

Denken Sie über den Einsatz von MÜ nach? Dann lassen Sie sich von einem professionellen Übersetzungsdienstleister beraten! Übersetzer können, je nach Textsorte und Anforderungen und in Absprache mit Ihnen eine MÜ-Engine in ihren etablierten Arbeitsprozess integrieren und eine professionelle Arbeitsumgebung mit Translation-Memory-System und Terminologiedatenbanken schaffen. Die oben genannten Probleme werden während des Übersetzungsprozesses direkt gelöst und Sie erhalten eine „fertige“ Übersetzung in hoher Qualität.

Sollten Sie in Ihrem Unternehmen bereits MÜ intern nutzen, empfiehlt sich auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Post Editorin, die den Output der Maschine einem kritischen Blick unterzieht und an Ihre Qualitätsanforderungen anpasst (Post Editing).



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